Ganz egal, wo diese süße Leckerei nun erfunden wurde – in Valencia, Katalonien oder ganz woanders – der beliebte Turrón gehört auf den spanischen Weihnachtstisch wie bei uns Nüsse und Plätzchen. Neben einigen Fabriken stellen immer noch kleine Manufakturen die liebste Weihnachtsschleckerei der Spanier her. Ganz einfach aus Mandeln, Eiweiß sowie Zucker oder Honig.
In Valencia und Katalonien streitet man wirklich bis auf den heutigen Tag, wer den Turrón denn nun erfunden habe. Auch die Italiener und die Franzosen bieten munter mit, dabei könnte man sich diesen Zwist getrost sparen. Wenn man nämlich lange genug in den Geschichtsbüchern gekramt hat, landet man - wie bei so vielen Speisen und Schleckereien - irgendwann bei den Arabern. Sie waren es, die bei der Eroberung der Iberischen Halbinsel ab dem 8. Jahrhundert allerlei Produkte und Zutaten mitbrachten, die zuvor in Europa noch unbekannt waren. Dazu gehörten neben Zitrusfrüchten und vielen Gewürzen auch Mandeln, Feigen und Datteln.
Bereits im 12. Jahrhundert lobte ein in Spanien wirkender arabischer Arzt in seinem Werk "De medicinis et cibis simplicibus" die positiven Eigenschaften des Honigs und beschrieb eine arabische Süßigkeit namens turun. Dieses Wort geht möglicherweise auf die Römer zurück. Denn torrere bedeutet auf Lateinisch "dörren" oder "rösten". So ist denkbar, dass der Turrón seinen Namen der Tatsache verdankt, dass die Mandeln dafür sanft angeröstet werden.
Die Mandel kam jedenfalls mit den Arabern nach Spanien. Bis heute zeugt davon das Wort almendra, das aus dem Arabischen stammt. Araber und Juden waren es dann auch, die im multikulturellen Spanien des Mittelalters Süßigkeiten aus Mandeln und Honig oder Zucker herstellten – vor allem entlang der Mittelmeerküste. Schon im 15. Jahrhundert hatte das Städtchen Jijona im Hinterland von Valencia einen besonders guten Ruf für seinen Turrón, der damals schon genau so hergestellt wurde wie heute.
Turrón duro und Turrón blando
Die klassischen Zutaten für echten Turrón sind immer noch die gleichen wie vor Jahrhunderten: geröstete Mandeln und Honig – und dazu meist etwas Eiweiß sowie ein Hauch Zitrone. Aus diesen simplen Ingredienzen stellen die turroneros zwei Grundtypen von Turrón her:
Harter Turrón (turrón duro oder turrón de Alicante) besteht aus geschälten und gerösteten Mandeln, die mit Zucker, Honig oder einer Honig-Zucker-Mischung karamelisiert werden. Meist kochen die turroneros diese Melange in großen Kupferkesseln und rühren darin mit riesigen Holzlöffeln. Zur Bindung fügt man am Ende noch etwas Eiweiß hinzu, bevor die klebrige Masse auf Blechen auskühlen darf. Die Turrón-Platten werden dann in Stücke geschnitten und von Hand oder maschinell verpackt.
Weicher Turrón (turrón blando oder turrón de Jijona) wird - anders als man sich das vielleicht vorstellen mag - nicht aus gemahlenen Mandeln hergestellt. Vielmehr wird für diese Variante grober Turrón abgekühlt, dann zermahlen und ein zweites Mal erhitzt. So erhält man eine sämige Masse, die dann ebenfalls auf Blechen ausgekühlt und in Stücke geschnitten wird.
Früchte, Kaffee, Schokolade: Turrón-Varianten mit Pfiff
Wie die Geschichtsbücher erzählen, lagen diese beiden klassischen turrones schon im 16. Jahrhundert auf spanischen Weihnachtstischen. Heute gibt es vor allem in Valencia und Katalonien ganz spezielle Turrón-Läden (turronerías), die auch die originellsten Variationen der alten Schleckerei verkaufen – meistens offen und nach Gewicht. Klassiker sind die turrones mit unterschiedlichen Nüssen, Trockenobst, kandierten Früchten oder Schokolade. Wer's fruchtiger mag greift zu Turrón mit Kirschen, Beeren, exotischen Früchten oder Kokos. In jüngster Zeit betätigen sich die turroneros gern auch als Konditoren und mengen dem Mandelnougat Kaffee, Whiskey, Sahne oder Joghurt bei. Und ganz originell wird’s dann bei Turrón mit Mousse au chocolat, Crema Catalana, Rum-Rosinen, Kiwi-Schokolade oder Zitronencreme.
Am besten probiert man sich mal in einer turronería durch die bunte Palette. Das ist ein köstliches Vergnügen, und am Ende lässt man sich die persönliche Auswahl am besten in Vakuumfolie einschweißen. Das ist dann ein tolles Weihnachtsgeschenk – und ein herrliches Souvenir an weihnachtlich-warme Zeiten in Spanien.